Auf der internationalen politischen Bühne bestimmten die US-Wahlen 2020 die Tagesordnung. So unterschiedlich die Kandidaten, so gespalten das Land. Die Hauptlager Trump – Biden standen und stehen sich weiterhin unversöhnlich gegenüber. Die Vereinigten Staaten sowie die Institutionen zeigten sich jedoch sehr robust gegen jegliche Form der Einflussnahme oder sonstiger Einschüchterungsversuche.
So ging die Wahl, wenn auch knapp, für den Herausforderer Joe Biden aus. Den Ausschlag gaben die Bundesstaaten Arizona, Georgia, Pennsylvania, Michigan und Wisconsin. Der Vorsprung war besonders in Arizona, Georgia und Wisconsin denkbar knapp. Der Wahlkampf an sich war sehr amerikanisch mit einer starken trump’schen Note geführt worden. Präsident Trump versuchte von seinem erfolglosen Krisenmanagement abzulenken. Unbeeindruckt von der Pandemie, die in den USA besonders stark ist, hielt er immer wieder Massenveranstaltungen ab. Über Covid hinaus war die Wahl auch von den Themen Wirtschaft, Einwanderung, Abtreibung und Sozialismus geprägt. Während Donald Trump Ängste schürte und für eine Fortsetzung des protektionistischen Kurs stand, sprach sich Joe Biden für eine stärkere internationale Zusammenarbeit aus.
Die Wahlbeteiligung war insgesamt sehr hoch, besonders unter denjenigen Menschen, welche in der Regel seltener ihre Stimme abgeben – afroamerikanische Menschen. Statistisch gesehen werden afroamerikanische Menschen häufiger von der Wahl ausgeschlossen, weil sie angeblich nicht die Voraussetzungen erfüllen.
Mobilisierung in Georgia
Georgia ist seit vielen Wahlen fest in republikanischer Hand. Bei der 2018er Gouverneurswahl im Bundesstaat unterlag die Herausforderin Stacey Abrams. Ein wesentlicher Grund war, dass ein Großteil der Wählerschaft, welcher ihr mit hoher Wahrscheinlichkeit zugeschrieben worden wäre, durch fadenscheinige Gründe von der Wahl ausgeschlossen wurde. Daraufhin gründete sie eine Organisation, welche der Politik der Unterdrückung von Wählerinnen und Wählern den Kampf ansagt. Diese in positive Energie gewandelte Wut hat dazu geführt, dass sich viele Afroamerikaner und Afroamerikanerinnen für die Wahl registriert haben und in Georgia die Wahl zugunsten von Joe Biden gedreht haben. Nun ist Georgia zu einem Swing State geworden und der politische Wettbewerb wird deutlich zunehmen.
Zukunftsaussicht
Die Institutionen in den USA sind stark, das hat der Stresstest “Donald Trump” gezeigt. Allerdings sollten sich die USA für die Zukunft noch besser wappnen, denn der amtierende Präsident hat eine sehr hohe Zahl an Stimmen geholt. Donald Trump holte die zweitmeisten jemals in einer US-Wahl errungenen Stimmen und die meisten Stimmen, die ein amtierender US-Präsident erzielte. Die Wahl hat uns auch gezeigt, dass die Lebensrealitäten der Menschen offensichtlich stark voneinander abweichen. Diese Realitäten sollten zumindest anerkannt werden und nicht einfach durch abfällige Bemerkungen relativiert werden. Diese scheinbar “vergessenen” weiß ein Mensch wie Donald Trump anzusprechen und zu mobilisieren. In Zukunft ist noch mehr von ihm zu erwarten, denn die über 70 Millionen Wählerinnen und Wähler werden bei der Amtseinführung nicht einfach ihre Gesinnung ablegen. Nein, vielmehr werden sich noch mehr Menschen radikalisieren und Joe Biden nicht anerkennen. Die Versöhnung des Landes wird eine Mammutaufgabe werden, bei der es eventuell nicht viele Gewinner geben wird.