Protestbewegungen in Afrika – #EndSars #shutitalldown #congoisbleeding #StopPoliceBrutalityInUganda
Dieses Jahr gab es neben Corona noch weitere internationale Meldungen aus dem afrikanischen Kontinent. Denn in Afrika waren nicht nur die Krisen groß, sondern auch der Widerstand dagegen.
In vielen afrikanischen Ländern haben vor allem junge Menschen gegen die Missstände in ihren Ländern protestiert. Mit verschiedenen Hashtags, wie #shutitalldown (Namibia) oder #congoisbleeding (D.R. Kongo) wurde in den Sozialen Medien auf die Widerstände aufmerksam gemacht. In Ländern wie Kamerun, Ghana, Guinea, Elfenbeinküste, Namibia und D.R.Kongo sind diese Proteste jedoch leider seit Jahren im Gange und richten sich vor allem gegen geschlechtsspezifische Gewalt, Rohstoffausbeutung und Rebellengruppen.
Nach den internationalen Protesten aufgrund des gewaltsamen Todes des US-Amerikaners George Floyd im Mai, brachen Monate später auch in afrikanischen Länder wieder Proteste gegen die landeseigenen Missstände und der Polizei aus. Vor allem Nigeria sorgte mit dem Hashtag #EndSars für Aufruhr. Unter diesem Hashtag demonstrieren junge Menschen in Nigeria gegen die exzessive Polizeigewalt sowie den erheblichen Machtgebrauch selbiger und fordern die Regierung zur Auflösung der SARS (Special Anti Robbery Squad) auf.
Aber wer ist die SARS überhaupt und warum fordern viele ihr Ende? SARS steht für “Special Anti Robbery Squad” zu Deutsch: Spezielle Anti Raub Einheit. Sie ist eine in den 1990er-Jahren gegründete Sondereinheit der Polizei, um organisierte Kriminalität zu bekämpfen. Besonderheit dieser Einheit ist, dass sie verdeckt arbeitet und weitreichende Befugnisse hat. Diese Befugnisse werden jedoch immer wieder missbraucht und dies war schon oft Gegenstand öffentlicher Diskussionen in Nigeria. Machtmissbrauch und die damit einhergehenden Repressalien sind in Nigeria allgegenwärtig. Denn in Nigeria ist es tatsächlich so, dass ein von oben herab operierendes korruptes System herrscht.
Ihr hartes Vorgehen dient nicht selten dazu, die internen “Ziele” zu erreichen. Diese und andere Faktoren führen dazu, dass die Polizei verstärkt ihre Macht missbraucht hat, um ihre Ziele zu erreichen. In den letzten Jahren zeigte sich eine erhebliche Schikane der Bevölkerung. Besonders die junge Bevölkerung litt immer mehr unter diesem Regime. Jede Person, die nur einen Hauch über den Armutsdurchschnitt lebte, stand unter Generalverdacht. Meist verliefen die Situationen so, dass die Menschen sich “freikaufen” mussten. Schätzungen gehen davon aus, dass so weit über 60 Millionen USD jährlich umgesetzt wurden. Menschen, die nicht die Möglichkeit hatten, sich herauszukaufen oder dies nicht wollten, zahlten im schlimmsten Fall mit ihrem Leben.
Die Proteste, die überall zu sehen sind, fordern ein sofortiges Ende dieser Praktiken. Die Proteste finden in allen großen Städten Nigerias, wie Lagos und der Hauptstadt Abuja, statt. In Lagos, der größten Stadt mit über 20 Millionen Einwohnern, spitzte sich die Lage Ende Oktober 2020 dramatisch zu. Regierungsbehörden hatten der nigerianischen Armee befohlen, im Schutze der Dunkelheit mit scharfer Munition auf die friedlichen, unbewaffneten und überwiegend jungen Demonstrierenden vor dem Lekki Toll Gate Plaza zu schießen. Diese Aktion war sicher geplant, da am Tag sämtliche Überwachungskameras abgebaut und der Strom in der Gegend abgestellt wurde. Bei dieser Aktion sind viele Menschen gestorben und noch mehr verwundet worden.
Nigeria wird von der politischen Elite, wie viele andere afrikanische Länder, seit Jahrzehnten ausgebeutet. Nach der Unabhängigkeit von Großbritannien ging die Ausbeutung des Landes unter anderer Führung weiter. Nigeria ist ein wichtiger Staat in Afrika, nicht erst seit kurzer Zeit, sondern seit Jahrhunderten. Für den afrikanischen Kontinent spielt das Land eine herausragende strategische Rolle. Elemente wie SARS sind zwar mit einer guten Absicht gegründet worden, jedoch gerieten diese schnell außer Kontrolle und wurden zu einer Gefahr für die Bevölkerung, welche sie eigentlich schützen sollten.
Was diese afrikanischen Länder für die Zukunft brauchen, ist die gleiche Solidarität wie bei #BlackLivesMatter. Wer sich dafür einsetzen will, Fluchtursachen nachhaltig zu bekämpfen, muss sich auch offen und entschieden gegen ein repressives Regime stellen. Eine vernünftige Lebensqualität und positive Zukunftsperspektiven sind ohne eine wirklich freiheitliche und demokratische Grundordnung nicht möglich. Das schließt auch ein, das diese Grundordnung von allen geachtet und verteidigt wird.