Im Mai diesen Jahres führte der dokumentierte und gewaltsame Tod des Afroamerikaners George Floyd durch einen weißen Polizisten in den USA zu einer breiten zivilgesellschaftlichen Empörung in Form von zahlreichen „Black Lives Matter“ Protesten gegen Rassismus und Polizeigewalt. Die Ereignisse in den USA, welche nicht nur von den deutschen Medien aufgegriffen wurden, dienten auch in Deutschland als Anlass zu Kundgebungen gegen den Rassismus gegenüber Schwarzen. Den Höhepunkt bildete der 6. Juni 2020. An diesem Tag fanden in zahlreichen deutschen Großstädten wie Hamburg, Berlin, München, Köln, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Stuttgart und Mannheim entsprechende Demonstrationen statt.
Die gesamten Ereignisse gingen nicht spurlos an den Medien vorbei. Die Auseinandersetzung mit dem Alltagsrassismus im Zusammenhang mit Afrodeutschen stand in den deutschen Medien und einigen Sendungen noch Wochen nach diesen Vorfällen auf der Agenda.
Beispielsweise ist Moderatorin Annabelle Mandeng in der Sendung „Frontal 21” neben weiteren Afrodeutschen zu Wort gekommen, um als Betroffene über ihre Erfahrungen mit Rassismus zu sprechen.
Auch in einer „Markus Lanz” Sendung wurde das Thema Rassismus aufgegriffen und vor allem mit Afrodeutschen besprochen, wodurch aufgrund der Betroffenheit eine zwingende Notwendigkeit erfüllt wurde. Hier waren u. a. der langjährige Fußballprofi und Ex-Nationalspieler Dennis Aogo und die Journalistin sowie Sozialwissenschaftlerin Hadija Haruna-Oelker zu Gast.
Im Zusammenhang mit der Rassismusdebatte wurde auch auf das Thema Racial Profiling eingegangen. Der Begriff bezeichnet polizeiliche Kontrollen von Menschen, die lediglich aufgrund ihres äußerlichen Merkmals der ethnischen Zugehörigkeit und ohne konkreten Anlass erfolgen. Dieser Vorgang wurde im Lichte von „Black Lives Matter” stärker von den Medien aufgegriffen. Die Bundesregierung verständigte sich auf die Durchführung einer Studie zum Alltagsrassismus in der Gesellschaft und einer Studie zum Polizeialltag.
Auch brachte die Rassismusdebatte in diesem Jahr weitere Defizite in der medialen Darstellung zutage, die bereits seit Jahren bekannt sind. Denn erst durch die Auftritte der afrodeutschen Gäste in den deutschen Medien im Zuge der Rassismusdebatte, konnte ihre mediale Präsenz kurzfristig erhöht werden. Fernab der Rassismusdebatte ist es aber auch wichtig, dass die Persönlichkeit und die Profession von Afrodeutschen medial in den Vordergrund gerückt wird. Eine langfristige mediale Präsenz von Afrodeutschen und ihren Ansichten sowie Geschichten fördert die innergesellschaftliche Begegnung und den Austausch.
Was die mediale Repräsentation von Afrodeutschen anbelangt, gibt es insgesamt zumindest gute Ansätze, allerdings aber auch noch reichlich Luft nach oben. Ein positives Beispiel für die dauerhafte Präsenz von Afrodeutschen in den deutschen Medien sind die Journalistin und Moderatorin des ZDF-Mittagsmagazins Jana Pareigis sowie der Moderator der Sendung „Die Höhle der Löwen” Amiaz Habtu.
Vor allem unter dem Gesichtspunkt, dass Afrodeutsche im Netz mit eigenen Plattformen sehr erfolgreich unterwegs sind, drängt sich die mediale Repräsentation von Afrodeutschen immer mehr auf. So spricht etwa Leeroy Matata in seinen Videos auf Youtube mit seinen Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartnern über ernste Themen und lässt dabei Menschen mit einer spannenden Lebensgeschichte zu Wort kommen. Damit kommt er gut an. Dem Youtuber wurde indirekt sogar bescheinigt, eine Karriere als Fernsehmoderator hinlegen zu können und das von einem, der es wissen muss, nämlich Steffen Hallaschka. Dies geschah im Rahmen seines Auftritts bei sternTV. Die Liste von afrodeutschen Medienschaffenden mit großer Aufmerksamkeit im Netz ließe sich lange fortführen und wird hoffentlich im nächsten Jahr weiter wachsen.